Außen die Uniform: Italiener, Österreicher, Russe, Ungar, Bosnier, Deutscher, darin steckt aber stets ein Mensch.
Eine Front aus Bauernsoldaten, aus denen Gebirgsjäger im Kampf wurden: im Herzen allein die schmerzvolle Gewissheit des schrecklichen Preises, den Alle gezahlt haben zur Verteidigung des Vaterlandes oder zur vergeblichen Eroberung des Vaterlandes Anderer.
Hundert Jahre trennen uns von dem Ereignis, das Europa erschüttert hat und einen unüberwindbaren Bruch zwischen der antiken und der heutigen Welt darstellt; ein Wahnsinn, der die Völker kontaminierte und sie schon wenige Zeit später in den Zweiten Weltkrieg führte.
Der Erste Weltkrieg – la Gran Vera –, ein Ereignis, das die gesamte ladinische Gemeinschaft gelebt hat und der sich als unumkehrbare Wende einer Jahrtausende alten Vergangenheit erweisen sollte, der sie mit der mitteleuropäischen Welt verband.
Der Schützengraben: ein endloser Leidensweg, in dem junge Ladiner, Trentiner und Deutsch zusammengepfercht leben mussten, um in Galicien gegen die Russen sowie in den Dolomiten gegen die Italiener zu kämpfen.
Demgegenüber die schreckliche Erfahrung der italienischen Soldaten, die an dieser absurden Front mit dem Befehl, auf dem Marsch nach Wien einen Gipfel nach dem anderen zu erobern, ins Verderben geschickt wurden.
Die Uniformen und Ausrüstungsgegenstände der Kollektion Caimi-Federspiel im Ladinischen Museum in Fassa ergeben zusammen mit weiteren Fundstücken aus Privatkollektionen eine herausragende Sammlung und ein einzigartiges Zeugnis der unermesslichen Tragödie dar, die sich auf den Bergen um das Fassatal und das Fleimstal abspielte.
“Krieg dem Kriege”, ein Sonderabschnitt über das Grauen des Krieges, wie es in den von Ernst Friedrich zusammengetragenen, erschütternden Originalbildern gezeigt wird. Dieser Krieg, die Mutter aller modernen Kriege, muss unsere Erinnerung prägen. Eine schauerliche Welt, die uns den unschätzbaren Wert des Friedens lehren kann.
Wir haben einen Traum: Dass diese Ausstellung zu einer Dauerausstellung wird, damit die Einheimischen, aber auch die aus aller Welt stammenden Gäste, einen Ort vorfinden, an dem sie sich über die Geschehnisse informieren können, der sie zum Nachdenken anregt, damit die Wurzeln der eigenen Geschichte nicht verloren gehen, um aus der Vergangenheit zu lernen und ihr Leben, ihre Zukunft im Zeichen des Friedens zu gestalten. Damit die hier zusammengetragene Dokumentation auch in hundert Jahren noch für alle Menschen ein Ort der Erinnerung ist.
Die Kuratoren
Mauro Caimi
Michele Simonetti “Federspiel”
Angesichts der Lieferverzögerung bei dem 75 mm Krupp Schnellfeuergeschütz Mod. 1906, das bereits im Lybienkrieg eingesetzt worden war, wird ein neues Modell getestet, das Déport Mod. 1911, das von einem Firmenkonsortium unter dem Vorsitz von Vickers Terni und der Stahlwerke Terni produziert wird. Im Mai 1915 waren in der italienischen Armee, dem Regio Esercito, 125 Batterien an der Front mit dieser Waffe ausgerüstet, insgesamt 500 Geschütze für die Artillerieregimente der Infanteriedivisionen und Armeekorps.
Nach dem Notstand im Jahre 1915 wurden rund dreißig Batterien der territorialen Luftverteidigung zugewiesen, und angesichts der Merkmale wie Schussbahn und Schussfrequenz erwies sich die Waffe als recht gut geeignet.
Eine Sonderausführung ermöglichte eine Neigung des Laufs bis auf 75-80 Grad.
Im Jahre 1918 war die 75/27 Mod. 1911 das am weitesten verbreitete Luftabwehrgeschütz, mit dem 43 Batterie ausgerüstet waren.
Technische Daten
Herkunftsland: Italien
Seriennummer: 3139 10790
Abmessungen: 4200x1600x1600 mm
Gewicht: Ca. 1075 kg
Kaliber: 75 mm
Lauflänge: 2.130 mm
Maximale Reichweite: 10,2 Km
Munition: Granate, geladen mit Trinitrotoluol oder Amatol; Schrapnell, mit 360 Kugeln je 9 g oder 260 Kugeln je 12 g gefüllt; Schneider Granate (französische Herstellung); Sprenggranate für Flugabwehrgeschosse; chemische Granate mit 400 g Tränengas, Erstickungsgas oder Nebelmischung.
Eigentum der Städtischen Historischen Sammlung der Stadt Mailand, in Leihgabe an das Italienische Historische Kriegsmuseum von Rovereto.
Das Attentat von Sarajewo im Juni 1914 und die diplomatischen Geschehnisse im darauffolgenden Juli waren die praktische und konkrete Ursache, die zum Ausbruch des Weltkriegs führte. Um 12:00 Uhr des 28. Juli 1914 erklärte Österreich Serbien offiziell des Krieg, und ab diesem Zeitpunkt setzte sich der wahnsinnige Kriegsmechanismus in Bewegung, der die Welt für immer ändern sollte.
Es gab zahlreiche Gründe für den Kriegsausbruch, vor allem aber ging es einigen Staaten um ihre Vorherrschaft und den Ausbau ihrer Staatsgebiete. Deutschland und Frankreich kämpften um die reichen Grenzgebiete Elsass und Lothringen, der lange Kampf zwischen Österreich und Russland drehte sich um die Vormacht im Balkan. England hingegen war emsig darauf bedacht, seine Kolonialbesitze zu schützen und auszuweiten, um seine Stellung als westliche Großmacht zu festigen und zu wahren.
Imperialismus, ethnische und nationalistische Spannungen, industrielle und wirtschaftliche Interessen sowie eine politische Klasse, die ausschließlich die Steigerung der eigenen Macht und Hegemonie im Auge hatte, verwandelten das wunderbare, wachsende Europa der Belle Epoque in eine effiziente Maschinerie zur Herstellung von Tötungsgeräten. In kurzer Zeit fanden sich die betroffenen Bevölkerungen nach dem Willen weniger Regenten und Politiker auf dem Schlachtfeld wieder.
Die hitzigen Freiwilligen, die begeistert in die Schlacht gezogen waren, verschwendeten keinen Gedanken an die zutiefst friedliche
Gesinnung von Millionen Männern, aus denen Soldaten wurden, und die in den Wahnsinn des modernen Kriegs getrieben wurden, ohne überhaupt zu wissen, aus welchen Gründen sie unbekannte Feinde hassen und gar töten sollten.
Die politischen Parteien, die den Mut zum Protest zur Aufrechterhaltung des Friedens hatten, wurden nicht gehört und von der Übermacht der militärischen Kaste mundtot gemacht. Wer sich widersetze, dem drohten schwerste Konsequenzen, und niemand konnte sich weigern, zu kämpfen.
Erst die Russische Revolution 1917 ließ bei den Regierungen die ersten Alarmglocken schrillen ... irgendwie musste der Konflikt beendet werden ... eine derartige Geißel konnten die Völker nicht mehr lange ertragen.
Das Fassatal gehörte Jahrhunderte lang zum Fürstbistum Brixen, bis Napoleon Bonaparte 1803 die Fürstbistümer abschaffte.
Mit dem Sieg der Österreicher über die Franzosen im Jahre 1813, fielen alle Ladiner mit ganz Tirol und dem Trentino zurück an Österreich. Das Fassatal wurde 1817 dem Verwaltungsbezirk von Trient, und das Jahr darauf auch der Diözese von Trient angeschlossen. Bei Kriegsausbruch im Jahre 1914 waren Moena und das Fassatal noch Teil des Österreich-Ungarischen Kaiserreichs, und als Österreich am 28. Juli Serbien, dann am 6. August Russland den Krieg erklärte, wurden alle wehrdienstfähigen Ladiner im Alter zwischen 18 und 40 einberufen und zum Kampf an die Ostfront gesandt.
Auf diesem Bild ist der neue Kaiser Karl I. von Habsburg in Moena, wo er sich mit der zivilen Bevölkerung unterhält. Man kann anhand der Schlichtheit dieses Bilds erkennen, wie tief das Prestige und die Faszination der Kaiserfamilie in der Tiroler Bevölkerung verwurzelt waren.
In den ersten Novembertagen 1918 kehrten in Europa und im Rest der Welt wieder Ruhe und Frieden ein. Es war Amerikanern, Franzosen, Engländern, Italienern und ihren Alliierten gelungen, die Österreicher und Deutschen zur Kapitulation zu bringen.
Der Friedensvertrag von Versailles bedeutete das offizielle Ende des Ersten Weltkriegs. Er wurde anlässlich der Pariser Friedenskonferenz 1919-1920 aufgesetzt und am 28. Juni 1919 in Versailles von 44 Staaten unterzeichnet. Daraus resultierte die Gründung des Völkerbunds als einer der vierzehn Punkte, auf denen der Präsident der Vereinigten Staaten Thomas Woodrow Wilson bestand. Der Völkerbund war als zwischenstaatliche Organisation gedacht und sollte Konflikte zwischen den Nationen schiedsgerichtlich beilegen, bevor es zum Krieg kam, tatsächlich aber wurde die Vereinbarung von den Amerikanern nie umgesetzt.
Der Friedensvertrag von Versailles schaffte in Deutschland nicht nur die Wehrpflicht ab, sondern führte für das deutsche Heer auch zu enormen Einschnitten mit einer Begrenzung auf 100.000 Mann. Auch die von Deutschland zu zahlenden Reparaturen wurden 1921 offiziell auf 132 Milliarden Mark festgelegt. Die wirtschaftlichen Probleme in Zusammenhang mit diesen Zahlungen werden häufig als Hauptursache des Endes der Weimarer Republik und des Aufstiegs von Adolf Hitler genannt, was unvermeidlich im Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mündete.
Zwischen dem Königreich Italien und dem Österreich-Ungarischen Kaiserreich wurden folgende Bedingungen vereinbart: die Teile Tirols um Cortina d’Ampezzo sowie die heutigen Provinzen Bozen und Trient, die ehemalige Grafschaft Görz und Gradisca, die Stadt Triest und Istrien wurden dem Königreich Italien zugesprochen.
Nach Kriegsende verwendeten logischerweise alle Verbündeten Alliierten das Wort „Sieger“, um ihre Übermacht zum Ausdruck zu bringen.
In Wirklichkeit aber gab es wie bei allen anderen Kriegen auch weder Sieger noch Besiegte. Europa war nie wieder wie zuvor, und ab jedem Zeitpunkt begann für einen Großteil der Regenten eine rasante Phase der Entmachtung. Und damit nicht genug. Der Frieden, der vom grünen Tisch aus entschieden wurde, entsprach in vielen Fällen nicht dem Recht auf Selbstbestimmung der Völker und führte schon bald zur Ausbildung von neuen Hassgefühlen und Aggressivität. Das in Trümmern liegende Europa zählte Millionen zerstörter Familien, hinzu kamen psychisch Kranke und Versehrte, die die Städte und Länder auf beeindruckende Weise bevölkerten, von den zahlreichen Folgetoten und Notleidenden in den Jahren nach dem Konflikt ganz zu schweigen.
Eine seit über zwanzig Jahren bestehende, ehrenamtliche Gesellschaft, die sich für die Instandhaltung, die Sanierung, die Sicherung und die Valorisierung von Kriegsgegenständen aus dem Ersten Weltkrieg im Gemeindegebiet Moena und Umgebung engagiert. Neben der Wiederherstellung von Schützengräben, Tunneln und Stellungen pflegt der Verein die Routen und Bergstraßen zum Frontgebiet, hält diese in Stand und fördert ihre Nutzung. Er hat sieben Wanderrouten verschiedener Schwierigkeitsgrade geschaffen: vom für jedermann zugänglichen Schützengrabenfeld im Ortsteil Fango/Fach bis hin zu den Höhenwegen der Gipfel Costabella oder Monzoni, für die zumindest einfache Bergsteigerausrüstung und Technik erforderlich ist.
Die im Zuge der Rückgewinnungsarbeiten und anderweitig zum Vorschein gekommenen Funde wurden der Öffentlichkeit in der Museumsausstellung in Someda (Ortsteil von Moena) zugänglich gemacht und zum Teil in dem Buch „Frammenti di storia: la Grande Guerra fra Moena, Falcade e Passo San Pellegrino“ veröffentlicht.
Die mit dem Geiste des Ehrenamts getane Arbeit des Vereins möchte an die Grausamkeiten und Leiden erinnern, die die Soldaten im Kampf des Ersten Weltkriegs in unseren Bergen und an anderen Fronten erlitten haben.
Ein großes Engagement, das zugleich auch eine Aufforderung ist, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken, damit so etwas nie mehr geschieht.
Routen zu den Stätten des Ersten Weltkriegs
Organisation: Verein “Sul fronte dei ricordi” (An der Front der Erinnerungen)
Weitere Informationen auf der Webseite www.frontedeiricordi.it
oder beim Vorsitzenden Livio Defrancesco Tel. 3348222082
Mauro Caimi
Er wurde 1962 in Mailand geboren, wo er auch lebt. Er studierte Politikwissenschaften, arbeitet als Journalist, Publizist und offizieller technischer Berater des Gerichts Mailand. Sein großes Interesse gilt dem an der Dolomitenfront ausgetragene Erste Weltkrieg, wobei er als Fachmann, Autor und Redakteur mit Fachzeitschriften zusammenarbeitet und Ausstellungen zu diesem Thema organisiert.
Michele Simonetti “Federspiel”
Er wurde 1964 in Mailand geboren und besuchte ab dem Alter von 6 Jahren mit seinem Großvater Bruno Federspiel Moena und die Dolomitengipfel. Er beginnt, Ausgrabungsfunde zu sammeln, sich für die militärische Archäologie zu interessieren, sammelt Erinnerungsstücke, Uniformen und Kunstwerke der k.u.k Armee sowie über den Krieg an der Marmolata, Bocche, Lagorai Front im Allgemeinen. Gemeinsam mit Mauro Caimi organisiert er zahlreiche Ausstellungen und veröffentlicht einige Bücher zu diesem Thema.
Beide sind „Ehrenpfleger“ des Bereichs „Erster Weltkrieg“ des Ladinischen Museums in Fassa.
Ihre Sammlung gehört heute zur Sammlung des Ladinischen Museums in Fassa, um eine dauerhafte Museumsstruktur einzurichten, die von der Tragödie zeugt, welche die Ladinischen Täler, ja ganz Europa, heimsuchte.
Dasselbe Ziel verfolgt auch das Projekt “Erster-Weltkrieg-Gedächtnispark im Fassatal”, der sich zwischen den Höhenwegen “Bruno Federspiel” und “Bepi Zach” sowie der Cima Bocche erstreckt.