Auf den Bergen toben die Schlachten, ein höllisches Leben zwischen Lawinen und Erfrierungsgefahr: die Männer müssen zunächst den Berg bekämpfen, um sich dann gegenseitig zu bekämpfen.
Eine den Italienern vollkommen unbekannte Front. Die Österreicher, die sich in dominierender, defensiver Position auf die Gipfel zurückgezogen haben, werden von den laufenden Angriffen der Italiener unter Druck gesetzt.
Stellungen, die im Angriff nicht eingenommen werden, versucht man, mit den Minen in die Luft zu sprengen.
Der Winter selbst fordert mehr Opfer als die Kanone.
Eine Front, an der die neue Technik rasanten Einmarsch hält: es werden neue Straßen gebaut, waghalsige Wege, Eisenbahnen, Seilbahnen, Telefon- und Stromleitungen.
Das Antlitz der Dolomiten wird nie wieder sein wie zuvor.
„Krieg führen ist eine Sache, einen Menschen töten eine andere“.
E. Lussu, Un anno sull’Altopiano, Verlag Mondadori
Im Jahre 1872 konzipierte der Oberbefehlshaber Giuseppe Perrucchetti ein Modell zur Verteidigung der Alpenpässe und schlug einige Neuerungen zur militärischen Aufstellung in den Grenzgebieten vor. In den Grenzgebieten sollte die lokale männliche Bevölkerung einberufen werden, um zum Schutze der Alpenpässe ausreichend Verteidigungseinheiten zur Verfügung zu haben.
Nach der Ansicht von Perrucchetti sollten die für diese Einheiten bestimmten Soldaten an kaltes Klima gewöhnt sein, an das mühevolle Fortkommen in den Bergen, an die Gefahren in widrigem Gelände und an wetterbedingte Schwierigkeiten; die Offiziere mussten eine eingehende, direkte Kenntnis der Gegend vorweisen und vor allem Alpinisten sein.
So wurde am 15. Oktober 1872 die erste Gebirgstruppeneinheit der Königlich Italienischen Armee ins Leben gerufen.
Während des Kriegs sind acht Regimente aus je ca. acht Bataillons im Einsatz.
Die Infanterie gilt in der Armee grundsätzlich als das tragende Gerüst Streitkräfte und wird auch als Königin der Schlachten bezeichnet. In Italien gehen ihre Wurzeln zurück bis zu den Legionen des antiken Rom, als offizielles Gründungsdatum gilt aber die Konstitution der Italienische Armee am 4. Mai 1861.
Angesichts der Möglichkeit der Masseneinsätze war die Hauptaufgabe der Infanterie die Bewachung und der Schutz der gesamten Front, sofern sie nicht an Angriffen beteiligt war. Im Ersten Weltkrieg setzte sich die Infanterie zum Großteil aus Angehörigen der Bauernschicht zusammen, die in der Regel einen niedrigen Bildungsstand hatten und direkt von den Mobilisationslisten übernommen wurden; es war keine besondere Fachkenntnis nötig, eine wenige Monate dauernde Grundausbildung genügte, um die Schützengräben vom Meer bis zum Gebirge zu besetzen.
Während des Kriegs sind 126 Brigaden aus je ca. zwei Regimenten im Einsatz.
Das Bersagliere-Korps wurde am 18. Juni 1836 auf Anraten des damaligen Befehlshabers Alessandro La Marmora mittels Königlichem Erlass von Carlo Alberto di Savoia eingerichtet.
Die Aufgabe dieser neuen Spezialeinheit umfasste typische Funktionen der leichten Infanterie - Spähen, erste Kontaktaufnahme mit dem Feind, Unterstützung der Infanterie an der Front - sie zeichnete sich jedoch wie von ihrem Gründer beabsichtigt durch eine schnelle Ausführung der Befehle und eine enorme Vielseitigkeit aus. So stellte sie eine agile Gruppe dar, die zügig dort eingesetzt wurde, wo sie am dringendsten gebraucht wurde.
Während des Kriegs sind 21 Regimente aus je ca. drei Bataillons im Einsatz sowie ein Radfahrer-Bataillon im Einsatz.
Die Tiroler Standschützen hatten eine jahrhundertealte Tradition als Verteidigungskräfte des Landes, die bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht.
Die erste systematische Einberufung findet sich im Landlibell vom 23. Juni 1511: je nach Gefahrenstufe musste jeder Verwaltungsbezirk zur Verteidigung Tirols eine gewisse Anzahl bewaffneter Männer zur Verfügung stellen.
Mit der Reglementierung vom 25. Mai 1913 wurden die Schützen militarisiert und dem Landsturm zugeordnet.
Als Kaiser Franz Josef am 18. Mai 1915 die Allgemeine Mobilmachung verkündete, befanden sich die wehrdiensttauglichen Jahrgänge bereits an der Ostfront. Das heißt, die Standschützen, die zur Verteidigung der Landesgrenze herangezogen wurden, waren entweder sehr jung (16 bis 21 Jahre), alt (über 42 Jahre) oder für den normalen Wehrdienst untauglich und folglich als Freiwillige angetreten.
Es wurden ihnen versichert, dass sie in zweiter Linie eingesetzt würden, hinter dem Schutz von Betonwänden; entgegen allen Versprechungen wurden sie jedoch meist an den besonders exponierten und taktisch bedeutenden Stellen der Hochgebirgsfront eingesetzt, wo sie ihr Land ehrenhaft verteidigten. 23.000 Männer wurden einberufen.
Die Truppe wählte demokratisch ihre eigenen Offiziere.
Die Tiroler Standschützen waren an ihrem grünen Stoffkragen mit rotem Tiroler Adler zu erkennen.
Sie waren in einer Vielzahl an Kompanien und Bataillons in ganz Süd- und Nordtirol organisiert.
Die Standschützen sind das unvergängliche Symbol der tapferen Verteidigung der Tiroler Front, da es für sie während des Kriegs auch direkt um die Verteidigung ihrer Familien und ihres Hab und Gut ging.
Ihre Tradition wird in den aktuellen Schützenkompanien ruhmreich fortgesetzt.
Bei den Landesschützen handelte es sich um ein österreich-ungarisches Korps der leichten Infanterie, dem Rekruten aus dem Wehrdienst und Freiwillige aus den Gebirgstruppen der Landwehr angehörten, dem österreichischen Landesheer, das bis 1918 Teil des k.und k. Heers war. Die Landesschützen wurden ausschließlich in Tirol rekrutiert, in den deutsch- und italienischsprachigen Gebieten (Nordtirol - Südtirol bzw. Welschtirol). Gemeinsam mit den Gebirgsschützen (Gebirgstruppen, die in der Steiermark, in Kärnten und Oberösterreich rekrutiert wurden) waren sie die Gebirgsjägereinheiten.
In den vorausgegangenen Jahren des Friedens wurden die Landesschützen entlang der Grenze zum Königreich Italien, vom Stilfser Joch bis hin zu den Karnischen Alpen, stationiert.
Ab 1917 wurden sie für ihre Verdienste im Krieg Kaiserschützen genannt. Es war vorgesehen, dass jedes Regiment seine Bataillonstärken zu Kriegszeiten verdoppeln sollte und ausgebildete Reservisten bis zum 42. Lebensjahr einberufen sollte. Darüber hinaus wurden zwei weitere Bataillons gebildet; ein Marschbataillon sowie ein Kader-Ersatzbataillon, das die Kraft des Regiments auf 4 Bataillons je 1000 Mann, also insgesamt 4000 Mann, aufstockte.
Kennzeichnend waren; Der Spielhahnstoß vorne an der Kampf- und Paradekappe, Jagdhorn mit Tiroler Adler in der Mitte, kaiserliches Monogramm FJI oder K an der Offiziersmütze, sportlich geschnittene Jacken mit Taschen und Gehschlitz im Rücken; grüne, silber umrandete Schulterstücke mit aufgesticktem Monogramm des Kaisers, grün unterlegtes Edelweiß am Jackenkragen, ein kurzes Gewehr und Bergausrüstung.
Erstes Landesschützen-Regiment
„k.u.k. I. Landesschützenregiment Trient” (eingerichtet am 1. Mai 1893)
mit Kommando in Trient und folgenden Bataillonen:
I. in Trient
II. in Strigno
III. in Ala und (ab 1913)
IV. in Rovereto.
Die Sommerausbildung fand in kleinen Kasernen oder eigens dafür angemieteten Hotels in Strigno, Brentonico, Folgaria, Lavarone, Luserna und Pieve Tesino statt.
Das Einsatzgebiet umfasste das Alpengebiet von der Schweizer Grenze bis zum Passo Tonale.
Zweites Landesschützen-Regiment
„k.u.k. II. Landesschützenregiment Bozen” (eingerichtet am 1. Mai 1893)
mit Kommando in Bozen und folgenden Bataillonen:
I. in Meran
II. in Bozen
III. in Riva del Garda.
Die Sommerausbildung fand in Daone, Storo, Pinzolo, Riva del Garda, Pejo und Vermiglio statt.
Im Kriegsfall verlief das Einsatzgebiet vom Passo Tonale bis Riva del Garda.
Drittes Landesschützen-Regiment
„K.u.k. III. Landesschützenregiment Innichen” (eingerichtet am 1. März 1909)
Winterquartier in San Candido-Innichen, des Weiteren im Sommer auch in Predazzo, Passo Rolle, Moena, Passo San Pellegrino, Penia im Fassatal und Sexten.
mit folgenden Bataillonen:
I. in Fiera di Primiero
II. in Predazzo
III. in Cortina,
IV. (ab 1913) in Innichen.
Regimentskommando in San Candido-Innichen.
Das Einsatzgebiet verlief von den Cadore Dolomiten bis zur Grenze mit Karnien.
Die Kaiserjäger oder k.u.k. Kaiserjäger (Cacciatori Imperiali) waren eine Abteilung der leichten Infanterie des k.u.k. Heers, die in den Alpengebieten des Kaiserreichs rekrutiert wurden, insbesondere in der Grafschaft Tirol, welche die Gebiete des heutigen Nord- und Westtirol in Österreich, Südtirol sowie das Trentino (Welschtirol) umfasste.
Die Bezeichnung, die sie von den anderen Jägereinheiten unterschied, bezog sich auf die besondere Treue, die die Tiroler Bevölkerung dem Kaiser stets zum Ausdruck gebracht hatte. Demnach galten sie in einem Staat, in dem es niemals eine kämpfende Leibwache gegeben hatte, als wahre Verteidigungseinheit des Kaisers persönlich.
Die Kaiserjäger waren keine für den Gebirgskrieg spezialisierte Elitetruppe und unterschieden sich mit Ausnahme ihres Titels hinsichtlich ihrer Ausbildung, Bewaffnung und Uniform nicht von den anderen Jägerabteilungen.
Das Korps ist mit den italienischen Bersaglieri vergleichbar.
Da die Truppen jedoch vor allem im Alpengebiet rekrutiert wurden, eigneten sie sich besonders für den Krieg an der Dolomitenfront.
Sie zeichneten sich durch ihre unerschütterliche Standhaftigkeit aus, und bis heute ist ihr Ruf unvergänglich.
Am Kragen trugen sie einen grünen Kragenspiegel, die Offiziere hatten am Hut des Zeichen des Jagdhorns mit dem Tiroler Adler in der Mitte.
Erstes Regiment
Nationalität: 58% Deutsche – 38% Trentiner – 4% Sonstige
Kommando/ I./II. Bataillon in Trento (Trient)
III. Bataillon in Levico (Löweneck)
IV. Bataillon in Innsbruck
Zweites Regiment
Nationalität: 55 % Deutsche – 41% Trentiner – 4% Sonstige
Kommando/ I./II. Bataillon in Bolzano (Bozen)
III. Bataillon in Merano (Meran)
IV. Bataillon in Bressanone (Brixen)
Drittes Regiment
Nationalität: 59% Deutsche – 38% Trentiner – 3% Sonstige
Kommando/II./ III. Bataillon in Rovereto (Rofreit)
I. Bataillon in Riva del Garda (Reif am Gardasee)
IV. Bataillon in Trento (Trient)
Viertes Regiment
Militärischer Schützenstand des III. Reg. Tiroler Kaiserjäger in Rovereto (April 1902)
Nationalität: 59% Deutsche – 38% Trentiner – 3% Sonstige
Kommando / III. Bataillon in Trento (Trient)
I. Bataillon in Mezzolombardo (Welschmetz)
II. Bataillon in Mezzocorona (Kronmetz)
IV. Bataillon in Hall in Tirol
Marschall-Mütze des 7. Alpini-Regiments, mit grau-grünen Seiden-Kriegsabzeichen.
Schirmmütze Mod. 1909 eines befehlshabenden Oberst des 23. Infanterie-Regiments der Brigata Como, im Einsatz gemeinsam mit dem Nucleo Ferrari am Lagorai. Grau-grüne Seiden-Kriegsabzeichen.
Schirmmütze eines Unteroffiziers des 91. Infanterie-Regiments der Brigata Basilicata, im Einsatz an der Cima Bocche.
Bordeauxroter Fez der 1. bosnischen Infanterie-Regiments.
Bei Kriegsausbruch 1914 betraten die kriegerischen Armeen das Schlachtfeld ohne Kopfschutz. Erst ab der ersten Hälfte von 1915 wurden Helme getragen.
Ausgestellt sind 2 Metallhelme Mod. 1915 aus französischer Herstellung, für den Gebrauch in Italien bestimmt (nach seinem Planer Adrian), bei denen man die unterschiedliche Innenauskleidung betrachten kann. Im ersten Fall handelt es sich um aus einem Stück geschnittenes Leder.
Daneben ein Modell von 1916 italienischer Herstellung, mit Schale und Schirm aus einem Stück.
Zur Verteidigung von ganz Südtirol wurden rund 30.000 lokale Männer einberufen, indem die in den örtlichen Schützenverbänden freiwillig eingetragenen Mitglieder, die sogenannten Standschützen, militarisiert wurden. Die Standschützen, die zur Verteidigung der Landesgrenze herangezogen wurden, waren meist entweder junge Männer zwischen 16 und 21 Jahre oder ältere Männer über 42, oder sie waren für den normalen Wehrdienst untauglich und folglich als Freiwillige angetreten.
Nur einige Offiziere des k.u.k. Heers erkannten, dass es sich dabei um eine wichtige Gruppierung handelte, seit Sie sich auf den Plätzen der Alpendörfer vereint hatten, um die Grenzen bis aufs Letzte zu verteidigen. Der Großteil der Offiziere hingegen betrachtete sie als eine wertlose Gruppe schlecht ausgebildeter und ausgerüsteter Soldaten.
Dennoch waren diese Männer in den Augen des k.u.k Kriegspressequartiers ein Vorbild des Patriotismus, Symbol und Emblem einer tief verwurzelten Teilnahme: die Tiroler Seele erwachte, um wie zu Zeiten des Andreas Hofer den Feind zurückzudrängen.
Folglich wurden die Kriegsmaler sofort engagiert, um diese Aspekte zu porträtieren und hervorzuheben.
Im Rahmen der Geschehnisse des Ersten Weltkriegs hat die Geschichte der Standschützen etwas Einzigartiges, nicht weil es nicht auch andere Volksgruppen gab, die sich des feindes Angriff geschlossen und mutig widersetzten, sondern weil die Tiroler minder bewaffnet in den Kampf zogen und weil sie einberufen worden waren, obwohl sie angesichts ihres Alters für die Strapazen des Gebirgskriegs untauglich waren. Sie aber blieben standhaft, eben weil sie ihre Familien in unmittelbarer Nähe des Kriegsschauplatzes befanden.
In Moena wurde der erste Stand bzw. Schießstand 1858 errichtet. Das bezeugt, dass bereits in jenen Jahren im Ort immatrikulierte Schützen, die sogenannten Standschützen, auf Ladinisch „Stonc“, aktiv waren. Sie wurden von der Militärverwaltung Tirols unterstützt, insbesondere von den Landesschützen, verkörperten die alteingesessene Selbstverteidigungstradition der lokalen Bevölkerung und pflegten zugleich die ebenso tief verwurzelte, weit verbreitete Schützentradition.
Erst durch ein entsprechendes Gesetz aus dem Jahre 1887 wurde offiziell auch die militärische Bedeutung der Standschützen als Teil des Landsturms, als letzte Reserve, anerkannt.
Leider sind die Mitgliederbücher der Standschützenkompanie aus Moena nicht mehr erhalten, aber ihre aktive und faktische Präsenz im Ort wird, wenn auch indirekt, durch den Bau von 3 verschiedenen Schießständen. Der neueste befindet sich am rechten Ufer des Avisio, die Schießscheiben sind hier in Navalge aufgestellt. Es ist des Weiteren belegt, dass die Standschützenkompanie aus Moena 1892 ihre eigene Fahne weihen ließ, von der uns leider keine Beschreibung vorliegt.
Bereits im Sommer 1914 begannen die Tiroler Behörden mit der Vorbereitung eines detaillierten militärischen Plans zur Verteidigung der Grenzen mit dem Königreich Italien, der den Einsatz der Standschützen mit logistischen Aufgaben und Wachfunktion vorsah. Nach einer traditionellen Gliederung, die zurückging auf die Zeit des Landlibell (1511), teilte das Mobilisierungsprogramm die Kompanie von Moena dem Bataillon Cavalese zu. Im Dezember 1914 erfolgte beispielsweise die Vorschrift, dass die Mitglieder des Schießstands von Moena und Forno eine Kompanie aus 3 Zügen mit insgesamt 128 Schützen und 71 Trägern bilden sollten.
Im Frühjahr 1915 ließen sich viele, zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingezogene, sehr junge und alte Männer am lokalen Schießstand immatrikulieren, da sie als Standschützen als Arbeiter zur Befestigung des Orts eingesetzt wurden und der österreich-ungarischen militärischen Bauleitung unterstanden und somit Lohn und Kost erhielten. Der Kommandant der Bauleitung war Leutnant Richard Löwy, der als großer Wohltäter des Ortes gilt, wie einer Tafel in dem kleinen Park in der Nähe der nach ihm benannten Straße zu entnehmen ist. In jenen Monaten herrschte vom Kommandanten bis hin zum letzten Standschützen die allgemeine Überzeugung, dass eine Eintragung am Schießstand von Moena eine Garantie für den Verbleib im Ort bei der Familie war. Diese Vorstellung wurde auch von der Tiroler Propaganda unterstützt. Demnach nahm die Anzahl der Standschützen aus Moena im Frühjahr 1915 laufend zu, und trotz der neuen ordnungsgemäßen Einberufungen zählten sie rund 170 Mann.
Als alle Tiroler Standschützen im Mai 1915 mobilisiert wurden, galt die Kompanie aus Moena als eigenständige Abteilung und wurde dem Kommando der Garnison der Festung Moena – und somit dem Befehl von Leutnant Löwy - unterstellt. Die Standschützen wurden mit alten Werndl Gewehren, zum Teil mit den moderneren Mannlicher Gewehren bewaffnet; es gab zu wenig Felduniformen für Alle, sodass manche zunächst die traditionelle tabakfarbene Jacke mit einem schwarz-gelben Band am Arm tragen mussten
Ein Standschütze beobachtet das San Pellegrino Tal aus dem österreichischen Schützengraben am Passo delle Selle. Die Mauer aus Stahlbeton ist heute noch gut erkennbar, hinter der Schutzhütte Passo Selle gleich zu Beginn des Höhenwegs Bruno Federspiel rechterhand. Im Hintergrund Cima Allochet, die von den Bersaglieri des 3. Regiments während eines italienischen Angriffs am 18. Juni 1915 ein paar Stunden lang eingenommen wurde.
Eine Gruppe älterer Standschützen der Kompanie Moena.
Nach alter Standschützentradition wählte die Kompanie selbst aus eigenen Reihen ihre Kommandanten: Hauptmann Federico Felicetti Tomajela, Jahrgang 1867, Waldaufseher und Bauer, Leutnant Vigilio Pettena Mutol, Jahrgang 1864, Bauunternehmer und Giuseppe Dellantonio, Jahrgang 1869, Maurer, sowie Kompaniefeldwebel Valentino Pezzè, Volksschullehrer.
Die Standschützen von Moena blieben mit verschiedenen Aufgaben im Ort, darunter Wache und Verpflegung der ersten Frontlinie, die sich im Sommer 1915 von Passo Lusia über Cima Bocche bis Le Selle und Costabella konsolidierte. Die Lage blieb so bis Oktober 1917, als die Standschützenkompanie aus Moena noch 157 Mann und 1 Offizier zählte.
Nach dem Rückzug der italienischen Armee von den Gipfel oberhalb von Moena und der restlichen Dolomitenfront wurde die örtliche Standschützenkompanie im November 1917 ins untere Trentino (Riva, Nago, Villa Lagarina) verlagert und kam dann schließlich im Sommer 1918 nach Vigo Cavedine, wo sie zum Holzsammeln eingeteilt war. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Kompanie von Moena mit der aus Campitello und Pozza der Standschützen-Gruppe Fassatal zugeteilt.
Schließlich kehrte die Kompanie von Moena im Oktober 1918 ins Tal zurück, wo sie in Paneveggio und Umgebung zum Holzsammeln eingeteilt war. Nach Kriegsende löste sie sich auf.
Die autonome Kompanie “Standschützen Moena” mit 171 Mann wurde unter der Leitung von Oberstleutnant Richard Löwy zusammengestellt (er wurde am 10. September 1916 Ehrenbürger von Moena und fiel 1944 dem Rassenhass zum Opfer). Anschließend wurde sie in das Bataillon Cavalese unter dem Kommando der Oberoffiziere Covin und Hafner eingegliedert, das dem 179. Infanterie-Regiment unterstellt war. Infanterie-Brigade,
In diese Kompanie wurden die Bürger von Moena einberufen, sie diente vor allem der Unterstützung der Truppen an vorderster Front. Eingesetzt wurde sie an der Front von Cima Bocche, nach Oktober 1917 am Ponale in der Nähe von Riva del Garda. Nach dem Waffenstillstand am 4. November 1918 kehrte sie zurück.
Mit 17 Jahren war Giuseppe Felicetti für den Transport von Wasser für die Maschinengewehre der Beobachtungsstation und die Posten in vorderster Linie zuständig, ein hoch gefährlicher Dienst. Eine weitere Aufgabe war die Bestattung der Gefallenen. Des Weiteren wurde er für private Botengänge der Oberoffiziere nach Moena geschickt. Er führte ein Kriegstagebuch, das leider während der Verfolgung der Italiener angesichts des Durchbruchs von Caporetto an den Gipfelstellungen zurückblieb.
In den Sommermonaten verbrachten wir Stunden auf der Bank vor seinem Haus in Someda und sprachen über seine Erfahrungen als Soldat.
Geprägt von großer Menschlichkeit war er stets bewegt, wenn er sich an die Grauen des Kriegs und die Gefallenen auf beiden Seiten zurückerinnerte: der Anblick ganzer Reihen italienischer Soldaten, die vom Feuer der Maschinengewehre während eines Angriffs an der Beobachtungsstation im Juli 1916 niedergemetzelt wurden, die vielen toten Italiener im „Kraiz“ (Todeskanal) unterhalb der Beobachtungsstation, das extreme Mitgefühl angesichts der Verletzten, die im Maschendraht ihrem Schicksal überlassen waren.
Der Freund Arcangel Caiosta, der sich vor nichts fürchtete, der sich aus den Schützengräben herauslehnte, um den Angriffen zuzusehen. Er war stolz darauf, niemals getötet zu haben. Er erinnerte sich auch an die Besuche bei seiner geliebten Mutter, wenn er ins Dorf hinabstieg, um das ein oder andere Ei zu ergattern, der dauernde Hunger, die Gier, mit der er die „Tubi“ verschlang (so wurden die Maccheroni genannt, die der 1908 in Predazzo von Valentino Felicetti gegründete Teigwarenhersteller Felicetti den Truppen lieferte. Hochwertige Teigwaren, die damals zur Ernährung von Soldaten und Bevölkerung beitrugen).
Als er in den 80er Jahren von meiner Absicht erfuhr, im Fassatal ein Kriegsmuseum einzurichten, um das Andenken an die Männer aufrecht zu erhalten, die für die Habsburger Monarchie gekämpft hatten, schenkte er mir Mantel und Kopfbedeckung, die er im letzten Kriegsjahr getragen hatte.
Diese Erinnerungsstücke sind heute Teil der Sammlung des Ladinischen Museums Fassa.
Michele Simonetti
“Federspiel”
Gelb-schwarze Binde (Farben des Habsburgergeschlechts), die die freiwilligen Standschützen ab dem 24. Mai 1915 trugen, bevor ihre ordentlichen Uniformen verteilt wurden.
Gebührenfreie Ansichtskarte der 179. österreichischen Infanterie-Brigade.
Ansichten von Moena, Lusia, Ceremana und Predazzo von Albert Reich aus dem Buch “Dolomiten Wacht”.
Der Hirte, das alte Emblem des Fassatals, wurde zur Herstellung einer Anstecknadel verwendet, deren Verkaufserlös zugunsten der Kriegswaisen und Kriegswitwen ging.
Papiersoldaten, mit denen die Kinder aus Moena spielten.
Von der italienischen Luftwaffe 1917 geschossene Luftbilder, die die österreichische Artillerie um das Dorf zeigen.
Lebensmittelkarten, ausgestellt von der Gemeinde Moena.
Die Gendarmerie von Moena 1914.
CHENETTI GIUSEPPE des verstorbenen Pellegrino batol, 14.6.1888 - 27.6.1916
CHIOCCHETTI BATTISTA des verstorbenen Battista giacomac, 11.8.1888 - 14.9.1914
CHIOCCHETTI BATTISTA des verstorbenen Volfango boracanela, 1888 - 1914
CHIOCCHETTI BATTISTA des verstorbenen Giuseppe ragnol, 23.3.1891 - 4.10.1915
CHIOCCHETTI BERNARDO des verstorbenen Simone bernard, 1879 - ott.1914
CHIOCCHETTI BERNARDO des verstorbenen Battista ragnol, 2.11.1890 - 28.8.1914
CHIOCCHETTI BORTOLO des verstorbenen Giacomo gianot, 8.9.1889 - 6.7.1915
CHIOCCHETTI GIOVANNI des verstorbenen Battista pelin, 1889 - 8.10.1920
CHIOCCHETTI GIUSEPPE des verstorbenen Nicolò marìo, 1871 - mag. 1918
CHIOCCHETTI GIUSEPPE des verstorbenen Battista chitoto, 19.1.1878 - 6.3.1915
CHIOCCHETTI GIUSEPPE des verstorbenen Volfango borcanela, 21.5.1892 – 28.8.1914
CHIOCCHETTI GIUSEPPE des verstorbenen Battista ragnol, 28.9.1893 - 24.7.1916
CHIOCCHETTI LUIGI des verstorbenen Andrea tentor, 30.5.1877 - ott. 1918
CHIOCCHETTI SIMONE des verstorbenen Valentino steto, 1884 - ott. 1914
CHIOCCHETTI SIMONE des verstorbenen Domenico moro, 1886 - ag. 1916
COSTA FELICE des verstorbenen Pietro, 1881 - 11.2.1919
CROCE BATTISTA des verstorbenen Domenico pel, 14.11.1876 - 13.8.1918
CROCE FELICE des verstorbenen Bortolo fantonel, 2.8.1892 – 28.8.1914
CROCE VALERIO des verstorbenen Antonio schmit, 1868 - apr. 1917
DAMOLIN GIACOMO des verstorbenen Giacomo stainer, 27.4.1883 – 1.11.1914
DAPRA’ SIMONE des Giacomo cialin, 23.10.1890 - 21.9.1914
DEFRANCESCO DOMENICO des verstorbenen Giacomo giuselon, 25.9.1897 - 21.6.1916
DEFRANCESCO SIMONE des verstorbenen Giuseppe marea, 14.9.1884 - 7.12.1917
DELEONARDO DOMENICO des verstorbenen Giovanni polo sorte, 1886 - mag. 1915
DELEONARDO LUIGI des verstorbenen Giovanni polo, 16.7.1887 - agosto 1915
DELLANTONIO CANDIDO des verstorbenen Vigilio simonina, 2.12.1877 - ott. 1918
DELLANTONIO CELESTE des verstorbenen Giuseppe borcan, 1886 – ag. 1915
DELLANTONIO DOMENICO des Antonio caran, 10.8.1888 - 28-8-1914
DELLANTONIO GIOVANNI des verstorbenen Simone pist, 25.10.1876 - 9.8.1916
DELLANTONIO LODOVICO des Domenico borcan, 1889 - ott. 1914
DELLANTONIO MARCO des Andrea forno, 16.10.1899 - ag. 1917
DESILVESTRO ALFONSO des verstorbenen Giuseppe val, 2.8.1888 - 14.10.1916
DESILVESTRO LUIGI des Andrea val, 11.10.1895 - 30.8.1915
DEVILLE TOMASO des verstorbenen Vigilio fregolin, 4.12.1890 - 13.5.1915
DONEI GIOVANNI des Luigi penia, 1891 - nov. 1918
DONEI VIGILIO des Luigi penia, 8.8.1896 – 1.11.1918
FACCHINI VIGILIO des verstorbenen Giovanni pat, 1879 - ott. 1914
FELICETTI DOMENICO des verstorbenen Tomaso mariot, 1886 – ag. 1915
FELICETTI GIOVANNI des Valentino, 1893 - 1914
GANZ GIOVANNI BATTISTA des verstorbenen Battista rossocanalin, 3.12.1873 – 2.4.1915
PEDERIVA RAFFAELE des verstorbenen Vigilio tapao, 22.10.1891 - 10.4.1916
PETTENA AGOSTINO des Domenico manecia, 1884 - ag. 1916
PETTENA BATTISTA des Giulia simonzon, 15.1.1894 - 21.3.1915
PETTENA BORTOLO des Domenico goti, 10.6.1889 - 2.8.1915
PEZZE’ BATTISTA des verstorbenen Giorgio batesta, 23.2.1896 - 2.9.1915
PEZZE’ CAMILLO des Battista paolon, 31.12.1890 - 27.3.1915
REDOLF GIUSEPPE des verstorbenen Battista noder, 1893 - ott. 1914
SCOPOLI BATTISTA der Margherita scopol, 24.6.1885 - desc. 1916
SCOPOLI MARIANO des Virginio scopol, 31.12.1892 - 28.2.1918
SOMMARIVA ANTONIO des Volfango tonolerchie, 29.10.1877 – 15.12.1918
SOMMARIVA ANTONIO des Simone tonolerchie, 2.8.1885 - 13.6.1915
SOMMARIVA VOLFANGO des Simone glindo, 5.10.1899 – 8.7.1918
SOMMAVILLA ARCANGELO des verstorbenen Simone piaz, 28.1.1884 - 9.6.1915
SOMMAVILLA BATTISTA des verstorbenen Simone semio, 11.10.1886 - 28.11.1917
SOMMAVILLA GIOVANNI des verstorbenen Fortunato somaìla, 1884 - ott. 1914
SOMMAVILLA LODOVICO des verstorbenen Simone piaz, 1891 - sett. 1914
SOMMAVILLA SIMONE des verstorbenen Battista zadesn tibaut, 17.4.1875 - 16.11.1918
VADAGNINI BATTISTA des Giuseppe luzio, 1.5.1886 - 11.6.1915
VADAGNINI DOMENICO des verstorbenen Michele cesa, 13.4.1889 - 8.7.1915
WEBER GIUSEPPE des verstorbenen Angelo Weber, 19.11.1883 - 4.12.1917
VOLCAN BATTISTA des verstorbenen Valerio vaet, 10.11.1881 - 29.5.1915
ZANON BORTOLO des verstorbenen Giacomo bareta, 16.10.1881 - 2.9.1914
ZANON CIRILLO des verstorbenen Antonio bareta, 9.2.1884 - ag. 1914
ZANON ENRICO des Giacomo, 13.8.1883 – 7.9.1914
ZANONER ARCANGELO des Giovanni gabana, 6.6.1886 – 3.5.1915
ZANONER CARLO des Domenico menegon, 23.9.1889 – 21.2.1915
ZANONER GIUSEPPE des verstorbenen Giuseppe mezom, 1874 - 2.7.1919
DEGIAMPIETRO Agostino Giuseppe Daniele, 17.07.1898 - 29.05.1917
DEGIAMPIETRO Giorgio Tomaso Lazzaro, 29.12.1896 – ?
DEGIAMPIETRO Luigi Giorgio, 21.01.1891 - 22.10.1915
DEGIAMPIETRO Marino Andrea, 14.08.1887 - 13.06.1915
FACCHINI Giuseppe Ferdinando, 30.04.1873 - 19.10.1914
FELICETTI Eustachio Clemente, 24.11. 1883 - 03.05.1915
FELICETTI Lazzaro Felice, 18.11.1888 - 1915
FELICETTI Valentino Giacomo, 01.01. 1876 - 06.10.1918
FELICETTI Valentino Andrea, 12.03.1888 - 1917
FELICETTI Leone Vittorio (Vito), 11.04.1892 - 13.02.1918
Kuratorin
Maria Piccolin Sommavilla
„Als mich der Kurator der Ausstellung vor drei Monaten mit dieser Statue beauftragt hat, erschien es mir zunächst merkwürdig. Ich komme aus Venetien, und meine Urgroßväter sind als Italiener im Kampf gegen die Österreicher in den Ersten Weltkrieg gezogen.
Giuseppe Cavallin hat am Monte Cauriol gekämpft und ist als Überlebender nach Hause zurückgekehrt. Giuseppe Perissinotto hingegen ist seinen Verletzungen im Feldkrankenhaus in Gemona del Friuli erlegen.
Dieses Werk zeigt die Fragilität eines Mannes angesichts des Schmerzes für einen gefallenen Kameraden, oder angesichts des schmerzhaften Gewissens, andere Menschen, Männer wie er selbst, getötet zu haben, nur weil sie für eine andere Fahne einstanden.
Möge dies ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung sein.“
So beschreibt Francesca Cavallin ihr Werk. Das Denkmal auf der Piazza Ramon in Moena stellt den Auftakt des historischen Rundgangs zum Gedenken an die Ladiner im Ersten Weltkrieg an der Front in Galicien und in den Dolomiten dar, der sich dann durch die gesamte Ausstellung zieht.
Die Skulptur stellt einen österreichischen Soldat in seiner klassischen Kampfuniform dar, der auf einem Felsblock aus Dolomitgestein in Richtung Frontverlauf blickend aufgestellt ist, sodass er dem Opfer der österreichischen und italienischen Soldaten gleichermaßen Ehre erweist.
Sie lehnt sich an das berühmte Gemälde „Der Abschied“ von Albin Egger-Lienz (Striebach, Lienz 1868 - Rentsch, Bozen 1926) und an den Stil von Alfons Walde (Oberndorf 1891 - Kitzbühel 1958), zwei große Künstler des 20. Jahrhunderts, die im Krieg waren und die Geschehnisse mit großer Sorgfalt und Modernität darstellten.
Drei Monate lang hat die Künstlerin einen Block Zirbenholz bearbeitet und das vollendete Werk dann der Gemeinschaft geschenkt.
Die Gestaltung dieses Denkmals wurde durch die Unterstützung der Gemeinde Moena und der Firma S.E.V.I.S. aus Moena ermöglicht.
Emil Ranzenhofer war ein vielschaffender Künstler aus Wien aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Er gestaltete Exlibris, Poster, Karten, Dokumente und Urkunden für die Jüdische Gemeinde. Er leistete Dienst als Kriegskünstler beim k.u.k Kriegspressequartier, deshalb findet man in vielen seiner Werke Motive rund um das Thema Erster Weltkrieg. Zu seinen bemerkenswertesten Werken zählen die den Standschützen gewidmeten Arbeiten, in denen man häufig Einzelportraits oder Gebirgskriegsszenen sowie die Namen von Personen und Orten findet.
So schrieb der Künstler seinen Vorgesetzten: „Das Studium der Merkmale des österreichischen Volks, insbesondere der alpenländischen Volksgruppen, war stets ein wesentlicher Bestandteil meines künstlerischen Schaffens. Mit dem Aufstieg des Patriotismus war es mein Wille, dem Vaterland zu dienen und die Volksseele der Bewohner der Alpenregion, insbesondere der Standschützen, zu porträtieren. Ich habe das Gefühl, mit diesem Werk eine meiner raffiniertesten Arbeiten geschaffen zu haben.
So bemühte er sich bei der Propagandazentrale um die Gestaltung eines Tiroler Almanachs und eine Skizzen- und Portraitsammlung von Standschützen, um die erforderlichen Genehmigungen und Unterstützung einzuholen.
Dank Judith Kanner Gordy, die sich bis heute um das Vermächtnis von E. Ranzenhofer kümmert, haben wir die Möglichkeit, der Öffentlichkeit erstmals in Italien eine große Anzahl an Reproduktionen von Skizzen, Zeichnungen und Aquarellen zu zeigen, die der Künstler während des Ersten Weltkriegs schuf.
www.ranzenhofer.info
Diese Gemälde verkörpert das Wesen der Kriegserfahrung: Kampf, Aussichtsposten, erschöpfende Transporte, Treffen mit italienischen Kriegsgefangenen, aber auch die Pausen, die bei Zigaretten und Spiel etwas Abwechslung brachten. Außerdem erkannt man die bunten, vielfarbigen Uniformen, die aus den Lagern herausgeholt und zusammengeflickt worden waren.
Eine Serie aus achtzehn Ansichtskarten, die Emil Ranzenhofer im Auftrag des k.u.k Kriegspressequartiers angefertigt hatte und deren Erlös in die Finanzierung der Sanitäts- und Fürsorgeeinrichtungen floss. Sie sind das greifbare Zeichen des enormen Interesse der Propaganda am loyalen Verhalten der Tiroler. Zur Umsetzung dieser wichtigen Arbeit unterhielt Emil Ranzenhofer mit dem Pressequartier einen regen Briefwechsel.
Alle Bilder haben das Format 9 x 14 cm und wurden sowohl in Sepia als auch in Schwarz-Weiß veröffentlicht und tragen auf der Rückseite folgende Aufschrift:
Offizielle Karte für: Rotes Kreuz, Kriegsfürsorgeamt - Kriegshilfsbüro
K.F.A. Tiroler – Standschützen
Typisch für die Propaganda der Zeit und sehr unterschiedlich zum Werk von Ranzenhofer sind diese beiden Arbeiten, die das kollektive Gedächtnis des Tiroler Brauchtums mit der Figur den Nationalhelden Andreas Hofer verknüpfen. Und dann gibt es viele Werke, die Junge und Alte auf ihrem Weg zur Front zeigen, die aus Liebe zum Vaterland ihren Hof verlassen. Es entspricht zum Teil der Wahrheit, dass die Tiroler noch ohne Uniform an der Front ankamen und nur die gelb-schwarze Binde der Militarisierung am Arm trugen - die Uniformen wurden tatsächlich erst einige Wochen nach Kriegsausbruch verteilt - ebenso aber es ist wahr, dass sie nicht in Tracht an der Front erschienen. Hinter derartiger Propaganda steckte der Wunsch, diese erneute Verteidigung des Vaterlandes mit den napoleonischen Kriegen zu verknüpfen.
Eine andere Weise der Darstellung der Realität, die der von Emil Ranzenhofer viel näher kommt, nutzt sein Kollege Albin Egger-Lienz (1868-1912), der viele Szenen während des Ersten Weltkriegs gemalt hat und von dem wir exemplarisch das Bild „Der Ältere und der Jüngere“ auswählen. Dieses Gemälde zeigt zwei Standschützen während der ersten Kriegsphase, sie tragen noch die hechtgraue Uniform von Kriegsbeginn, die zuvor für die Kaiserjäger bestimmt war.
Der Ältere lehnt auf einem veralteten Steyr Mannlicher M.1888, der Jüngere ist mit einem Steyr Mannlicher M.1895 bewaffnet.
Einige Portraits, in denen die typischen Ausdrucksformen und auch die körperlichen Merkmale auf die legendäre Figur des Andreas Hofer verweisen und demnach auch als Modell für den Standschützen dienen.
Die langen Bärte waren tatsächlich ein typisch ethnisches Merkmal jener Zeit: bei den Standschützen war das Tragen eines langen Barts erlaubt bzw. geduldet, da es als Merkmale der nationalen Tradition galt, im ordentlichen Heer war es unzulässig.
Zerschlissene Kopfbedeckung, verwahrlostes Erscheinungsbild, aber ein stolzer Blick sind einige der Aspekte, die Ranzenhofer erfasst und zu vermitteln weiß. Alte, stolze Soldaten, deren Namen und Korps-Zugehörigkeit er nennt.
Die typisch ethnischen Merkmale scheinen uns heutzutage fern zu sein, aber hundert Jahre sind eine kurze zeit, und damals war der Nationalstolz ein starkes Kennzeichen. Leider bisweilen so stark, dass es die Leute in zerstörerische Kriege stürzte. Auch die Pfeifen sind ein wichtiges ethnisches Erkennungszeichen.
Die Standschützen aus dem Passeiertal passieren stolz mit dem General des Armeekorps Josef Freiherr Roth von Limanowa-Lapanów, (1859-1927). Auf dem Bild erkennt man den Wert, der ihrer Rolle zugeschrieben wird. Das sind die Männer und Ausdrücke, die Ranzenhofer mit Raffinesse porträtiert.
Vom Krieg und Alter gezeichnete Gesichter. Viele dieser Bauern hatten ihren Wehrdienst bereits zu Friedenszeiten geleistet, und ihre plötzliche Rückkehr an die Front bedeutete, dass sie den Hof verlassen mussten, ihre Felder nicht mehr bestellen und sich nicht mehr um das Vieh kümmern konnten, sodass nun alles allein auf den Schultern der Frauen lastete. Diese Tatsache war in der lokalen Selbstversorger-Wirtschaft Anlass zu großer Sorge. Mitunter wurden Genehmigungen zum Mähen und Ernten der Erdfrüchte erteilt.
Eine außergewöhnliche Reihe Skizzen, die uns in den Kriegsalltag in Tirol katapultieren:
Transport, ruhende Soldaten, Wachschichten, Tiere und Menschen.
Ein außergewöhnliches Bild österreichischer Soldaten um den Brunnen am Obstmarkt in Bozen.
Von hinten ein Kavalleriesoldat mit kurzem Pelzrock. Standschützen und Kaiserjäger plaudern ruhig, während der Tod nur wenige Kilometer weiter im Fassatal reiche Ernte einfuhr.
Als Beispiel der Fähigkeit von Ranzenhofer, die menschliche Seele zu erfassen, präsentieren wir vier Standschützen-Portraits, die angesichts ihrer intensiven Ausdrucksstärke besonders aussagekräftig sind. Mit Sicherheit baute Ranzenhofer einen Kontakt zu seinen Modellen auf, er vermerkte ihren Namen und Korps, das Datum der Arbeit und häufig auch den Ort. Es sind sie Gesichter alter, erschöpfter Soldaten, vom Hunger und Krieg gezeichnet, die mit ihren Augen und Gesichtern von den Leiden des Kriegs erzählen.
Eine gewisse Zeit war E. Ranzenhofer in Kontrakt mit den bosnischen Soldaten.
Ihre Besonderheit war der muslimische Glauben, weshalb sie im Unterschied zur ganzen restlichen Armee den Fez (Tarbusch) trugen und anstelle von Kaplanen ihren Imam hatten. Die Bosnier waren hervorragende Soldaten, in der Tat war das 2. Regiment die österreich-ungarische Abteilung mit den meisten Auszeichnungen.
In Moena, insbesondere an der Cima Bocche, waren neben den Soldaten des 74. und 92. Infanterie-Regiments, der III. Landesschützen-Truppe, des 37. Landsturms und der Standschützen von Moena die Soldaten des 1. Infanterie-Regiments von Bosnien-Herzegowina im Einsatz.
Diese Gesichter und Uniformen, mit dem kennzeichnenden Fez, zeigen ein anderes, wenig bekanntes Antlitz der Geschichte eines komplizierten, multiethnischen Reichs.
Gewohnheiten und Bräuche, die die Bewohner des Fassatals überraschten und aufgrund ihrer Verschiedenheit im kollektiven Gedächtnis starke Spuren hinterlassen haben.
Die dokumentierte Kaisertreue der Bosnier wurde von den Siegern in der Nachkriegszeit systematisch ausgelöscht, ebenso wie die der ladinisch- und italienischsprachigen Südtiroler.
Diese dem katholischen Kaiser Franz Josef I. treu ergebenen Muslime erwiesen sich während des Konflikts als tapfere und schreckliche Kämpfer. Sie kämpften vor allem für die Ehre ihres Bataillons und Regiments, das gleichgesetzt wurde mit ihrem Dorf, ihrer Gemeinschaft und somit mit dem ganzen Reich.
Aus einigen Quellen wissen wir, dass sie an der Cima Bocche immer “Chai” Tee tranken und nur vollkommen trunken auf Angriff gingen, obwohl dies von ihrer Religion verboten war. Diese „wilden“ Soldaten kehrten von den Angriffen auf die feindlichen Schützengräben mit Trophäen wie abgeschnittenen Ohren von unglückseligen italienischen Soldaten zurück und verbreiteten Grauen und der deutsch- und ladinischsprachigen Kameraden, die mit ihnen in den Hochgebirgsstellungen im Einsatz waren.
Während des dramatischen italienischen Angriffs auf die Beobachtungsstation an der Cima Bocche im Juli 1916 gerieten die Bosnier bei der Ankunft der ersten italienischen Infanteristen ins Schlingern und wurden dann von ihren Offizieren mit Waffengewalt wieder in den Kampf zurückgetrieben.
Ein seltenes Beispiel für Truppen, die dafür bekannt waren, eher in der Schlacht zu sterben, als ihre Ehre zu verlieren.